Wenn Beschäftigte sich VorCoronaZeit wegen leichten Erkältungssymptomen vorsorglich krank meldeten, hatten sie gleich zwei Feinde gegen sich. Die Arbeitgeber, glaubten diese Mitarbeitenden würden sich schöne Tage machen und somit ihre Krankenstände in die Höhe treiben. Und die eigenen Kolleginnen und Kollegen, weil sie, subjektiv gefühlt, die Maloche der angeblichen „Blaumacher“ mitmachen mußten (sollten). Jetzt ist plötzlich wegen des Virus alles anders. Wird das so bleiben?
Befund: Momentan ist während der CoronaZeit plötzlich alles anders. Die Beschäftigten sind angehalten, auch mit leichten Erkältungssymptomen zu Hause zu bleiben. In vielen Betrieben sogar unter Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen. Wer mit Halsschmerzen zur Arbeit kommt wird im Zweifel sogar abgemahnt. Und es wirkt: Einige Betriebe melden, dass sie noch nie so wenig Krankenstände hatten. Andere jedoch melden hohe Krankenstände. Die FAZ meldete Anfang Juni, dass die hohen Krankmeldungen insgesamt angeblich 1,6 Millionen Euro mehr kosten werden. Und trotzdem gehen doch die meisten davon aus, dass die Kosten noch viel mehr wären, wenn die Mitarbeitenden sich nicht vorsorglich krank gemeldet hätten. Ist doch klar. Durch die Vielzahl der präventiven Maßnahmen wurden die Beschäftigten nicht nur vor dem „Killervirus“ geschützt, sondern auch vor allen anderen Viren, die uns so zu schaffen machen. Die normale Influenza-Saison ist lt. Robert Koch Institut früher als üblich für beendet angenommen worden. Werden sich die Unternehmen und Verwaltungen nach Corona noch daran erinnern, wie es war, durch im Verhältnis zur Situation niedrige Krankenstände enorme Kosten eingespart zu haben? Werden die eigenen Kolleginnen und Kollegen sich daran erinnern, dass durch vorsorgliche Krankmeldungen die Gesundheit aller geschützt wird und die anfallende Mehrarbeit dafür gerne in Kauf genommen wird?
Zukunftsprognose! Ja. Es wird sich die Erkenntnis endlich durchsetzen, dass Gesundheitsprävention, und dazu gehört eben auch wegen „Hüsterken“ vorsorglich daheim zu bleiben, sich für die Unternehmen ökonomisch rechnet und die anderen Mitarbeitenden weniger lästige Erkältungskrankheiten haben werden.
Ja, die Gewerkschaften werden staunen! Die meisten Unternehmen werden unter Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen diese Prävention durchsetzten wollen.
Diese neue Umgangskultur wird der größte Gewinn, den wir aus der Krise ziehen werden! Oder nicht?
Sabina (Kleinunternehmerin)
Ja das trifft den Nagel auf dem Kopf. Günstiger Kosteneinsatz, positives ökonomisches Ergebnis. Die Argumentationskette ist auf den ersten Blick schlüssig. Ich bin natürlich nicht repräsentativ. Ich habe alle meine Mädels ins Homeoffice geschickt und die Krankenstände sind gleich null.
Natürlich, und das wissen wir, kann dass auch als Einladung zur Gemütlichkeit verstanden werden. Wenn die Vorgesetzten auch noch mit dem Arbeitsrecht drohen, kann ich ja bei schönen Wetter erst recht mal 3 Tage im Garten bleiben. Deswegen stellt sich für mich die Frage, ob der Hinweis, es könnte arbeitsrechtliche Konsequenzen geben, wenn das Vorsorgeprinzip verletzt wird, vor diesem Hintergrund wirklich sinnvoll ist. Die oben skizzierte neue Kultur, kann nur funktionieren, wenn beide Seiten -Arbeitgeber und Arbeitnehmer-, ehrlich und vertrauensvoll diese neue Herausforderung angehen. Es reicht, wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer spüren, dass es sowohl von den Vorgesetzten, als auch von den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen Generalverdacht mehr gibt, wegen eines sogenannten Schüppchen zu Hause zu bleiben. Auf der anderen Seite darf erst gar nicht der Eindruck entstehen, der neue Kulturwandel wird für zusätzliche Urlaubstage ausgenutzt. Beim Schreiben merke ich richtig, dass ich ambivalente Gefühle entwickle. Nun bin ich ja selbst Arbeitgeberin, nicht frei von Vorurteilen und merke, dass dieses neue nötige Vertrauen sich erst verfestigen muss. Ich bin ganz ehrlich. Auch ich habe in der Vergangenheit nur schwer akzeptieren können, wenn wegen Zipperleinischen alles stehen und liegen gelassen wurde. Aber mit den neue Erfahrungen, auch das Homeoffice so gut funktioniert, bin ich nun sehr entspannt. Ich bin bereit für diesen neuen Weg. Ob das aber überall sich durchsetzten wird? Ich wage dazu fast keine Prognose. Aber Ihr wollt ja, dass ich eine mache! Also:
Wahrscheinlichkeitsprognose: 4-5
Marty: (Blogger und Gewerkschafter)
Das ist alles total wünschenswert. Und ich hoffe, dass die Prognose so eintrifft! Ich bin aber totäli skeptisch und kann mir das einfach nicht vorstellen. Schon gar nicht, dass sie (die Arbeitgeber) das ohne innerbetrieblichen Druck durch die Betriebsräte machen werden. Jetzt sind die Arbeitgeber vorsichtig. Ja, denn schließlich wollen sie nicht in der Presse stehen, dass bei ihnen im Betrieb ein Hotspot entstanden ist. Aber wenn die Corona Zeit vorbei ist, wird sich das Narrativ durchsetzten, dass sich die im Verhältnis gesetzten niedrigen Krankenstände während der Coronazeit nicht primär wegen den betrieblichen Maßnahmen, sondern wegen des enthaltsamen Freizeitverhaltens erklären. Denn die meisten Führungskräfte vermitteln hohe Krankenstände doch schon immer mit risikobehafteten Freizeitverhaltens. (Stichwort: Großveranstaltungen, Skiurlaube etc etc.) In meinem erweiterten Umfeld höre ich das jetzt schon im Subtext so heraus.
Außerdem bin ich mir ganz nicht sicher, ob sich das tatsächlich gegenüber früher rechnet. Denn wie im Eingang erwähnt, sind die Leute ja vor Corona wegen, wahrscheinlich primär wegen des Gruppendrucks, mehrheitlich mit „Hüsterken“ zur Arbeit gegangen. Dann haben sich zwar alle gegenseitig angesteckt, aber die oder der Angesteckte(r) ist ja dann auch wieder krank zur Arbeit gegangen. Hier wäre natürlich mal wirklich eine Studie interessant.
Zumal: Es ist leider eher eine Mutmaßung, wenn wir nun öffentlich behaupten, die Krankenstände, die ja momentan bundesweit durchschnittlich faktisch höher sind, noch höher sein würden, wenn die Beschäftigungsschutzmaßnahmen nicht gemacht worden wären. Zumal ist es ja so, dass auch nicht alle Unternehmen genügend Beschäftigtenschutz betrieben haben. Siehe Fleischindustrie und große amerikanische Versandhändler. Natürlich kann man es annehmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Betriebe, die weitreichenden Beschäftigtenschutz betrieben haben, einen zusätzlichen ökonomischen Schaden verhindert haben. Aber um das zu belegen bräuchten wir eine transparente, differenzierte und breit angelegte Studie. Denn vor allem muss ja zwischen Krisenzeit und Normalzeit differenziert werden. Gibt es in Deutschland ein Interesse dafür?
Es gibt selbstverständlich progressive Unternehmen , die Gesundheitsprävention als ökonomische Größe, im positiven Sinne, sehen. Und es soll sogar Betriebe geben, denen die Gesundheit der Mitarbeitenden wirklich wichtig ist. Ich befürchte aber, dass es am Ende nur sehr Wenige mehr sein werden. Auch wenn Wenige mehr, besser als gleichbleibend Wenige sind, wird es nicht zu einem kulturellen Wandel in dieser Frage kommen.
LEIDER! Denn eigentlich ist es mir egal, ob sich das für die Unternehmen rechnet, Ich will auf meiner Dienststelle eigentlich weder mit dem Coronaviren noch mit Influenzaviren angesteckt werden.
Wahrscheinlichkeitsprognose: 2-3
Tosseck:
Hehehe :-))Wegen Hüsterken wird nich inne eigene Bude geblieben. Im Pott sagen wa: Wer saufen kann, kann auch malochen gehen. Gerade dann wenn dat Hüsterken beina Großveranstaltung, wie Fussball, eingefangen wurde. Also jetzt reißt Euch mal zusammen Ihr Weicheias.
Nee Sabina, Marty getz ernsthaft: Ich tu dat, gerade wat du Sabina da gesacht hass voll untastützen! Gesundheitsschutz geht vor. Loggo tut sich dat rechnen! Und als Kleinuntanehmarin hasse da ja auch nen ganz andan empathischen Blick! Abba dat wollen die geimpften Koffaträgas inne Großbetriebe nich sehen! : Wenn die sogenannten „Führungskräfte“, ich lach mich tot, ihren Untatarnen widda ins Gedächnis rufen , dattse für die sog. „Lauscheppas“ mitmalochen müssen, interessiert Gesundheitsschutz keine Sau mehr. Und die Genossen aus Politik und Gewerkschaften machen da auch nix. Wenn allet vorbei is, dann wird widda jacht auf Kranke gemacht. Wetten? Übrings: Bei uns inne Hütte heißt – Jacht auf Kranke „Gesundheitsmanagement“!
Wahrscheinlichkeitsprognose:1